Unerwartet Kapitel 1

Holden

„Wer zum Teufel kauft schon Babykekse mit Spinat- und Vollkorngeschmack? Die mit Frucht oder Vanille sind doch viel leckerer.“ Die männliche Stimme kam mir bekannt vor. Vielleicht war sie es, die meine Aufmerksamkeit erregte. Aber als der Mann fortfuhr, brachte mich irgendetwas dazu, mitten im Gang des Supermarkts wie angewurzelt stehen zu bleiben. „Es wird immer schwerer, die Guten zu finden. Bio-Babykekse, die nach grünem Tee schmecken, sind wirklich das Allerletzte.“

„Mensch, du weißt aber schon, dass es sich verdammt merkwürdig anhört, wenn du solche Sachen von dir gibst.“ Die neue Stimme schien nicht überrascht zu sein über die Wendung, die die Unterhaltung genommen hatte, aber ich konnte fast heraushören, wie der zweite junge Mann den Kopf schüttelte.

Für mich war seine Reaktion gut nachvollziehbar. Die meisten Leute liefen nicht in der Öffentlichkeit herum und erzählten lauthals davon, wie gerne sie Kekse aßen, die für Babys bestimmt waren. Schon gar nicht im Supermarkt.

Die erste Stimme schien jedoch nicht gekränkt zu sein. Tatsächlich hatte das Gespräch einen vertrauten Unterton an sich, so als führten sie es nicht zum ersten Mal. „Wieso? Sie schmecken mir eben und ich liebe es, Dinge zu tun, bei denen ich mich wieder wie ein Kind fühle. Es erinnert mich an die Leute, die fünfzig Dollar für ein Malbuch und teure Buntstifte ausgeben, damit sie sich beim Ausmalen entspannen können. Ist genau das gleiche Prinzip.“

„Ähm, ich würde sagen, dass ein Unterschied besteht zwischen meiner Mutter, die gerne in einem dieser saudummen Bücher verschnörkelte Muster ausmalt, und jemandem, der Zeichentrickserien anschaut, während er sich mit Babykeksen vollstopft.“ Es folgte eine kurze Pause und ich hörte, wie der Einkaufswagen hin- und hergeschoben wurde. „Um welche Windelmarke hat meine Mutter noch gleich gebeten?“

Ich hätte weitergehen sollen. Das wäre das gewesen, was man von einem Erwachsenen erwartet hätte. Aber nein, ich blieb wie festgewachsen stehen, während ich so tat, als könnte ich mich nicht zwischen zwei verschiedenen Sorten von Küchenrollen entscheiden, obwohl ich in Wirklichkeit die sonderbarste Unterhaltung belauschte, die ich jemals in der Öffentlichkeit gehört hatte.

Die eine Stimme war so verständnisvoll und die andere so ehrlich. Ich konnte es einfach nicht über mich bringen weiterzugehen.

„Die hier, nein, nicht die anderen.“ Der Junge, der Babykekse bevorzugte, wurde offensichtlich langsam frustriert. „Deine Schwester ist nicht größer als eine Packung Mehl. Diese Windeln hier sind viel zu groß. Nein, nicht diese Marke, sie hat lieber die andere Sorte.“

„Mein Gott, entscheide dich endlich für eine Marke und lass uns gehen.“ Scheinbar fand der zweite junge Mann das Sortiment für Babys nicht so interessant, wie der erste es tat.

„Okay, das hier sind die Richtigen.“ Ein kurzes Schweigen folgte. „Warte mal, oh, ich glaube, da drüben sehe ich die Guten.“

Handelte es sich um die guten Babykekse oder die guten Windeln?

Kekse.

„Die räumen die ekligen Biodinger oben im Regal ein und die guten weiter unten. Was um alles in der Welt wollen sie damit bloß bezwecken? Versuchen sie etwa, den kleinen Kindern in den Einkaufswagen die von der ungesunderen Sorte schmackhaft zu machen?“ Es folgte ein Moment der Stille, bevor er erneut sprach, und ich konnte die Aufregung und den Triumph schon fast in seiner Stimme hören. „Jawoll, sie haben die mit Vanille. Glaubst du, meine Mutter würde es merken, wenn ich mit zwei Tüten nach Hause käme?“ In seinen Worten schwang ein Optimismus mit, der mich beinahe dazu gebracht hätte, ihm alle Kekse dieser Welt zu versprechen.

Aber die zweite Stimme verschwendete keine Zeit, seinen Traum wie eine Seifenblase zerplatzen zu lassen. „Ja. Deine Mutter ist unendlich neugierig. Wahrscheinlich würde sie vermuten, dass du irgendwo eine Tussi geschwängert hast.“

„Okay, dann eben nur eine Tüte. Aber wenn wir schon mal hier sind, dann möchte ich gerne noch ein paar von diesen weichen Fruchtbrei-Päckchen mitnehmen. Über die hat sie sich noch nie beschwert.“

„Weiche Fruchtbrei-Päckchen?“ Er erinnerte mich an ein frustriertes Elternteil, das versuchte herauszufinden, nach welchem Snack denn ihrem Kleinkind gerade der Sinn stand.
Es war unterhaltsam.

„Du weißt schon … das breiige Apfelkompott in diesen kleinen Beutelchen. Ich habe ihr erklärt, dass ich dadurch verhindern will, dass er in meinem Rucksack ausläuft und dass sich die Beutel besser recyceln lassen. Sie hat daraufhin nur gemurmelt, dass sie es gut findet, dass ich mir darüber Gedanken mache und die ganze Sache danach einfach ignoriert.“ Warum er sich wohl wegen Fruchtbrei solche Umstände machte?

„Und wir werden die Tatsache einfach ignorieren, dass es seltsam ist, dass du dir ständig Snacks für Säuglinge und Kleinkinder aussuchst, habe ich recht?“ Ich konnte das Lächeln in der Stimme des zweiten Typen hören.

„Jep.“ Der Unbekümmerte schien nicht gekränkt zu sein. „Meine Eltern freuen sich so sehr darüber, dass ich endlich erwachsen bin; ich brauche jeden Spaß, den ich kriegen kann.“

„Deine Eltern sind seit Jahren so.“ Der zweite Kerl schnaubte, und ich hörte, wie der Einkaufswagen weitergeschoben wurde. „Du warst das einzige Kind, das in einem Anzug in den Kindergarten geschickt wurde.“

Der Kommentar hätte ein Scherz sein sollen, aber ich hatte das Gefühl, dass er es ernst meinte. Der junge Mann, der Zeichentrickfilme und Kindersnacks mochte, gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Ja, aber diese kleine Aktentasche war schon cool. Sie haben keine Ahnung, warum ich diesen Sommer eine Auszeit nehmen wollte. Sie haben meine Zukunft geplant, seit ich laufen kann, und ich denke, das hier ist meine letzte Chance, alles zu vergessen.“

„Du solltest ihnen einfach sagen, dass du kein Ingenieur werden willst.“ Der zweite junge Mann war eindeutig der Durchsetzungsfähigere der beiden.

Der erste Typ schnaubte, offensichtlich nicht begeistert von dieser Idee. „Und ihnen sagen, dass ich keine Ahnung habe, was ich tun möchte, aber wieder ein Kind zu sein, klingt nach einer guten Idee? Nein danke.“

In meinen Ohren hörte es sich perfekt an, aber ich war nicht sicher, ob ihm bewusst war, was er da sagte. Der zweite Typ brach in Gelächter aus. „Sie würden vor Schreck tot umfallen.“
Die sarkastische Antwort sorgte dafür, dass ich mir das Lachen verbeißen musste. „Und dann würde ich auch noch im Knast landen, weil ich zwei Herzinfarkte mit Todesfolge hervorgerufen habe. Ich mag vielleicht ein enthusiastischer Bottom sein, aber ich habe keine Ambitionen, mich von irgendeinem Kerl zu seinem Knastgeliebten machen zu lassen.“

Der Zweite lachte erneut. „Finde ich ja klasse, dass du mitten im Supermarkt so viel über dich preisgibst, du Dummkopf.“

„Ist doch kein Schwein hier. Alle sind entweder auf dem Festplatz oder schauen sich das Spiel an.“

Fast hatte er damit recht.

Der Konfliktbereitere der beiden gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Alles, was du brauchst, ist, dass deinen Eltern kurz vor ihrer Abreise irgendwelche Gerüchte zu Ohren kommen. Glaubst du wirklich, dass sie durch Asien gondeln werden, wenn sie glauben, dass du eine Art existenzielle Krise hast?“

„Weißt du denn überhaupt, was dieses Wort bedeutet?“ Der interessante junge Mann gab ein Lachen von sich.

Und plötzlich wusste ich genau, um wen es sich handelte … Ryland Owens.

Die zweite Stimme musste dem anderen jungen Mann gehören, den ich mehrmals beim Verlassen des Hauses der Owens gesehen hatte. Rylands Freund war so oft dort zu Besuch, dass ich ursprünglich geglaubt hatte, die Familie hätte zwei Söhne, nicht einen.

Als ich wusste, wer da gesprochen hatte, passte alles andere zusammen. Ryland hatte recht. Seine Eltern behandelten ihn wie einen Erwachsenen, aber einen gut behüteten, dem nicht allzu viel Freiheit zugestanden wurde. Ich hatte mehrmals mit ihnen zu Abend gegessen, während er im College war. Ich hatte es genossen, aber weil sie so viel älter waren als ich, hatten wir nicht allzu viele Gemeinsamkeiten.

Wenn ich nach dem ging, was sie mir erzählt hatten, war Ryland eine ungeplante Überraschung gewesen, die sie erst erhalten hatten, als sie schon älter waren. Rylands Vater war Arzt und seine Mutter eine einflussreiche Anwältin. Ich konnte mir also gut vorstellen, wie Rylands Kindheit vermutlich ausgesehen hatte.

„Komm schon, wenn wir nicht bald mit den Windeln zu Hause auftauchen, dann bringt sie mich noch um.“ Rylands Freund seufzte dramatisch.

„Deine kleine Schwester ist total süß.“

„Du musst ja nicht mit ihr zusammenleben, oder meiner Mutter, die sich gerade in ihrer oh Scheiße, ich bin noch mal schwanger geworden-Phase befindet.“

„Ich verstehe immer noch nicht, warum sie derart in Panik ausgebrochen ist, wo es doch das ist, was sie wollte.“ Ryland schien dies ehrlich zu verwirren und diese Tatsache ließ ein Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen.

„Wer weiß – Frauen haben sie nicht alle.“ Ich konnte mich nicht entscheiden, ob der Kommentar des Freundes bedeutete, dass er auf Frauen stand, sie aber nicht entschlüsseln konnte, oder dass er auch schwul war und kein Interesse daran hatte, sie zu verstehen.

„Amen.“

Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich hörte, wie sich der Einkaufswagen erneut in Bewegung setzte. Ich hätte in die andere Richtung davongehen und so tun sollen, als hätte ich sie nicht gehört, aber ich setzte einen Fuß vor den anderen, bevor es meinem Gehirn gelang, eine klügere Entscheidung zu treffen. Mit einem Flüstern, dass an mich selbst gerichtet war, stellte ich das infrage, was ich im Begriff war zu tun. „Ein durch Koffein und Zucker zu aufgeputschter Sub hätte mehr Grips im Kopf. Du bist zu alt, um solche Dummheiten zu begehen.“

Offensichtlich stimmte das nicht.

Ich kam gerade rechtzeitig um die Ecke, um zu hören, was Ryland als nächstes von sich gab. „Hey, erinnerst du dich noch an den Online-Artikel, in dem beschrieben wurde, wie Erwachsene mithilfe von Schnullern mit dem Rauchen aufhören, weil die Nuckel als Ersatz dazu dienen, etwas im Mund zu haben?“ Ohne auf die Antwort seines Begleiters zu warten, sprach er einfach weiter. „Die hier sind für Erwachsene nicht groß genug … Wo glaubst du, haben sie die anderen wohl her?“

„Ry, Mann, du –“ Bevor er ihn deswegen rügen konnte, solche Äußerungen mitten im Supermarkt von sich zu geben, krachte er mit seinem Einkaufswagen gegen meinen.

Perfekt.

Der junge Mann, den ich zuvor bereits einige Male mit Ryland gesehen hatte, blinkte mich an. „Oh, sorry, Mann.“

Ich schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln und zuckte die Achseln. „Nicht so schlimm.“

Dann, bevor mein Hirn meinen Mund dazu ermahnen konnte, keinen Blödsinn von sich zu geben, sagte ich, „Da gibt es ganz spezielle Webseiten die Sachen wie Schnuller in Erwachsenengröße verkaufen. Da gibt es alle möglichen Sachen für unterschiedliche Fetische.“

Na klar, Idiot.

Ryland sah total niedlich und verwirrt aus. So, als ob er viel zu behütet aufgewachsen war. Aber die Augen seines Freundes weiteten sich, bis sein Gesicht praktisch nur noch aus Pupillen und einem offenen Mund bestand. Er wusste ganz genau, wovon ich sprach.

„Ähm, danke.“ Ryland hätte wahrscheinlich nicht so höflich reagiert, wenn er den Gesichtsausdruck seines Kumpels bemerkt hätte. Aber seine Aufmerksamkeit galt nur mir allein.
Keine Impulskontrolle. „Gern geschehen, Junge.“

Ich zwinkerte ihm zu und nickte in die Richtung seines Freundes, dann schob ich meinen Einkaufswagen an und ging weiter. Ryland sagte etwas Leises, das sich wie ein Kommentar zu ihrer Einkaufsliste anhörte, aber sein Freund schien seine Überraschung nicht zurückhalten zu können.

„Alter, dein Nachbar scheint es ja faustdick hinter den Ohren zu haben.“ Er sagte es ziemlich leise, aber in dem fast leeren Geschäft hallte es förmlich durch die Gänge.

„Was?“ Ohne mich umzudrehen, konnte ich nicht sicher sein, was für ein Gesicht Ryland wohl gerade machte, aber ich hatte das Gefühl, dass der verwirrte, unschuldige Ausdruck mit aller Kraft zurückgekehrt war.

„Ry, also wir müssen wirklich dein Porno-Repertoire etwas erweitern.“ Sein Freund klang wie ein Vater, der die Nase gestrichen voll hatte. „Komm, wir müssen reden.“

„Worüber?“ Die niedliche, völlig naive Stimme brachte meinen Schwanz zum Zucken.

„Ry …“ Rylands Freund hielt inne. „Es ist … Fuck. Du zwingst mich dazu, dir die merkwürdigsten Sachen zu erklären. Komm schon.“

„Merkwürdig?“ Ich konnte Rylands Blick spüren, der auf mir lastete, noch als ich am anderen Ende des Ganges in den nächsten einbog.

Sobald ich meinen Kopf umwandte, konnte ich mir nicht helfen und blickte zurück. Ich wollte noch einen Blick auf ihn werfen und ertappte ihn dabei, wie er zu mir hinübersah, während sein Freund bloß den Kopf schüttelte. Neugier war die einzige Emotion, die ich deuten konnte. Die völlig unschuldige Reaktion sorgte dafür, dass ich ihn am liebsten in die Arme gezogen und versaute Dinge mit ihm angestellt hätte.

Ich zwang mich wegzugehen und mich zum anderen Ende des Ladens zu begeben, um ihnen etwas Raum zum Atmen zu geben, und hörte ein letztes Mal Rylands Stimme. „Was meinst du mit ‚merkwürdige Sachen‘?“

Wie sollte ich mich bloß von einer solchen Perfektion fernhalten?

****

Beim Ausladen der Einkäufe schielte ich hinüber in die Richtung des Hauses, in dem Ryland lebte, während ich eine andere Tüte aus dem Kofferraum nahm. Von außen sah alles ruhig aus, aber ich wusste, dass im Inneren vermutlich letzte fieberhafte Vorbereitungen vor sich gingen. Rylands Eltern planten ihre Reise bereits seit Monaten und da sie nun so kurz bevorstand, fand im Haus mit Sicherheit gerade ein stressiger Endspurt statt.

Keiner von beiden war bereit, komplett in den Ruhestand zu gehen, aber die Reise war ihre Art, die Dinge etwas langsamer angehen zu lassen und sich selbst für ihre guten Karrieren zu belohnen. Und in gewisser Weise glaubte ich, dass es dabei auch darum ging, das Ende ihrer Elternpflichten zu feiern.

Nicht, dass sie sich in irgendeiner Weise darüber geäußert hätten, aber ihre in der Luft liegende Vorfreude deutete darauf hin.

Noch zwei Mal lief ich zwischen Haus und Auto hin und her und dann hatte ich alle Einkäufe ins Innere gebracht. Keine zwei Minuten später war alles an seinem Platz verstaut. Ich für meinen Teil hatte vor Beginn des Sommerunterrichts keine größeren Reisen geplant, was mir wie eine gute Idee erschienen war, als ich noch bis über beide Ohren in der Vorbereitung und dem Korrigieren der Arbeiten gesteckt hatte. Aber nun, da endlich Ruhe eingekehrt war, fragte ich mich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war.

Es gab unzählige Projekte, die im ganzen Haus getan werden mussten, aber meine Gedanken waren immer noch bei der Begegnung im Supermarkt. Zwischenzeitlich hatte ich kurz infrage gestellt, ob ich tatsächlich richtig gehört hatte, aber es gab keinen Zweifel daran, was Ryland gesagt hatte. Die unschuldige Begeisterung, die aus seiner Stimmer herauszuhören gewesen war, als er über die Baby-Kekse gesprochen hatte, die kleinen Anspielungen, die sein Freund gemacht hatte … Sie deuteten darauf hin, dass es sich bei ihm um jemanden handelte, der perfekt für diesen Lifestyle geeignet war.

Aber es war offensichtlich, dass er keinerlei Ahnung hatte.

Ich ging zum Fenster hinüber und ließ meinen Blick über den Garten hinter dem Haus schweifen. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass sein Freund ihm bald einige Dinge näher erklären würde. Ich fand seine niedliche Verwirrung überaus reizvoll, aber seinem Freund ging es da ohne Zweifel anders.

Wie Ryland wohl darauf reagieren würde?

Wenn er wusste, dass er ein Bottom war, dann hatte er zumindest ein wenig Erfahrung in Sachen Sex, auch wenn es sich dabei wahrscheinlich um Vanilla-Sex handelte, weil er keine Ahnung hatte, wie seine unschuldigen, kleinen Kommentare klangen. Bei jedem anderen Kerl hätte ich mich gefragt, wie er nach dem Erreichen des College-Alters so naiv sein konnte, aber nachdem ich seine Eltern kennengelernt hatte, konnte ich es gut nachvollziehen.

Sie waren von der übervorsichtigen Sorte und hatten ihm vermutlich nie erlaubt, von dem Pfad abzuweichen, den sie für ihn vorgesehen hatten. Sein Tag war wahrscheinlich von morgens bis abends bis ins kleinste Detail durchgeplant und jede Kleinigkeit sorgfältig überwacht worden. Seine Mutter hatte vielleicht nicht vorgehabt, weitere Kinder zu bekommen, aber sie war nicht die Art von Person, die ein wichtiges Projekt in den Sand setzte.

Ja … umso mehr ich darüber nachdachte, desto leichter fiel es mir zu verstehen, warum Ryland sich zu dem unbekümmerten Aspekt der Kindheit hingezogen fühlte. Ich war nicht sicher, ob er es genauso sehen würde. Es würde darauf ankommen, auf welche Art sein Freund es ihm erklärte.

Durch den überraschten Ausdruck auf dem Gesicht von Rylands Freund wusste ich, dass ihm klar gewesen war, was ich angedeutet hatte, aber es hatte mir nicht genug Aufschluss darüber gegeben, was er davon hielt … oder vor allem, wie seiner Meinung nach der Lebensstil zu Ryland passen würde.

Ich hatte den jungen Mann nur einmal im Supermarkt getroffen und ihn außerdem mehrere Male im Garten gehört. Es gab keinen Grund, warum ich von dem Jungen so fasziniert war – aber ich war schon zu lange Single, um mich dagegen wehren zu können. Jungen, die perfekt zu dem Lifestyle passten wie er, fielen einem nicht einfach in den Schoss. Und heiße, niedliche Jungen, die in einem das Bedürfnis weckten, sie in die Arme zu schließen, waren noch schwieriger zu finden.

So lächerlich es sich auch anhörte, ich wusste, dass ich mir die Chance wünschte, ihn näher kennenzulernen. Aber meine Chance, dies wahr zu machen, hing möglicherweise davon ab, wie ein gewisses Gespräch zwischen zwei ganz bestimmten jungen Männern laufen würde.

Want to read the rest?

Den Kopf im Sand zu vergraben, hatte ihm zumindest bis jetzt immer völlig ausgereicht.

Ryland war fest davon überzeugt, dass das Leben noch mehr zu bieten hatte, als das Wettrennen um das Erwachsenwerden. Alles, was er wollte, war, seinen Alltagsstress hinter sich zu lassen und zu relaxen. Aber leider war das, was andere unter ‚Spaß haben‘ verstanden, für ihn eher anstrengend als entspannend.

Holden hätte nie geglaubt, dass er dem Sub seiner Träume ausgerechnet im Supermarkt über den Weg laufen könnte.

Der Person im Gang nebenan dabei zuzuhören, wie sehr sie Babykekse und Kindersnacks liebte, kam so unerwartet, dass er sein Glück kaum fassen konnte. Es war wie Musik für seine Ohren. Dabei schien die sexy Stimme gar nicht zu wissen, was seine Vorlieben bedeuten könnten.

Ryland lernt, dass älter werden nicht unbedingt bedeutet, dass man sich immer wie ein Erwachsener benehmen muss, und Holden möchte gerne ein Daddy sein, der sich um seinen Jungen kümmert und ihm zeigt, wie befreiend das Little-Sein sich anfühlen kann.

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